Die Robolution der Berufswelt
Seit den 2000er Jahren digitalisieren sich die Maschinenwerkzeuge mit aller Kraft in den Fabriken. Man setzt sie vermehrt ein, stattet sie mit Sensoren und Prozessoren aus und macht sie damit zunehmend intelligenter und multitaskingfähiger. Mit dem Aufkommen der Gebäudeautomation (Domotik) und dem Internet der Dinge sind sie in der Lage, miteinander zu kommunizieren. Allmählich wird die gesamte Produktionskette zu einem Netz: von der Herstellung über die Lagerung und Distribution bis hin zum Verkauf. Dieser automatisierte Prozess braucht immer weniger Menschen, um zu funktionieren. Diese Robolution, also eine Revolution durch die Robotisierung des Arbeitswerkzeugs, krempelt derzeit die Berufswelt um. Stellt sich nur die Frage: bis zu welchem Grade?
In der Schweiz ist Uber das beste Beispiel für diese Revolution in den Arbeitsbeziehungen. Haben die Fahrer nicht einen Algorithmus als Chef? Tatsächlich läuft die Verwaltung des nichtabhängig beschäftigten Uber-Fahrers nicht über irgendwelche Manager oder Verantwortliche in den Human Ressources, sondern über eine mächtige Software, die die Kundenbewertungen zur Bestimmung der Reihenfolge der Fahrer nutzt. Die Leistungs- und Zufriedenheitsindikatoren gewährleisten in der Tat die Arbeit eines Managers aus Fleisch und Blut, jedoch mit kompromissloser Klarheit.
Im Data & Society Research Institute der New York University haben Alex Rosenblat und Luke Stark eine Studie über die Kontrolle der Uber-Mitarbeiter durch die Algorithmen veröffentlicht. Sie beweist die Abhängigkeit der Fahrer von der Software, die sie mit Nachdruck dazu auffordert, einen Arbeitsplan auszufüllen und darin ihre Arbeitsstunden anzugeben, um die Flotte verfügbarer Fahrzeuge besser planen zu können. Der Geschäftsführer von Uber, Travis Kalanick, hat die Tatsache immer geleugnet, dass Uber der Chef der Fahrer sei. Der wahre Chef ist vielmehr: der Algorithmus. Alex Rosenblat und Luke Stark unterstreichen daher, dass die Roboter den Menschen keineswegs die Arbeit wegnehmen. Sie werden vielmehr ihre Vorgesetzten.
Die beiden Forscher von der New York University zeigen, dass Uber seine Software verwendet, um dieselbe Kontrolle über seine Fahrer auszuüben wie es Manager aus Fleisch und Blut tun. Wie? Durch die Leistungsindikatoren, das Planungssystem, die Verhaltensvorschläge, das dynamische Abrechnungssystem und die Asymmetrie in der Informationenverteilung. Zum Beweis haben Alex Rosenblat und Luke Stark verschiedene Interviews mit Uber-Fahrern geführt. Die heben hervor, dass sie sich mehr schlecht als recht des Drucks des Algorithmus zu erwehren suchen, indem sie das System über ihren Standort oder ihre Verfügbarkeit täuschen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Wenn das Unternehmen den Fahrern nie befiehlt, sich ans Steuer zu setzen, dann liegt das daran, dass es stattdessen die Software tut. Bei Uber ist der Algorithmus also ein Angestellter mit Weisungsbefugnis wie jeder andere auch.
In China beschäftigt Foxconn in den Vororten von Shenzhen bei Hongkong 10 000 bis 30 000 Roboter in seiner Fabrik. Die taiwanesische Gruppe fügt fast 40% aller in der Welt verkauften Elektrogeräte zusammen: iPhone, iPad, Kindle, Xbox. Apple, Dell, HP, Amazon, Xiaomi, Sony und Nintendo gehören zur Kundschaft. 2020 hat Foxconn das Ziel ausgegeben, ein Drittel seiner Mitarbeiter durch Roboter zu ersetzen. Letztere sind in der Lage, mehr als 20 verschiedene Aufgabe zu übernehmen. Sie lassen sich zudem leicht umprogrammieren, was notwendig ist, um den immer kürzeren Produktionszyklen zu entsprechen.
Redaktion – Mehdi Atmani – Flypaper Media _ Illustration – Jérôme Viguet – Cartoonbase SÀRL