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Was hier verschwindet, taucht dort wieder auf

 

Mit der immergleichen Regelmässigkeit kann jeder einzelne von ihnen an die einhundert iPhones am Tag zusammensetzen. Foxconn plant bereits den Bau einer Fabrik in der zentralchinesischen Stadt Chengdu, die sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag, läuft. Zwei Produktionseinheiten in der Provinz Shanxi bei Peking sind für die Konstruktion dieser Metallarbeiter zuständig. Dass Foxconn derart auf Roboter setzt, liegt an dem doppelten Druck, dem sie sich ausgesetzt sehen. Zuallererst natürlich jenem des Arbeitsmarktes. Aufgrund der Überalterung musste China mitansehen, wie die Zahl seiner Arbeitskräfte seit 2012 um mehrere Millionen sank.

Folglich mangelt es der taiwanesischen Gruppe an Arbeitern, denn sie kommen für die äussert schwere und schlecht bezahlte Arbeit in der Fabrik immer weniger infrage. Schon 2010 geriet Foxconn wegen der Welle an Selbstmorden unter seinen Beschäftigten in die internationalen Schlagzeilen. In einem Jahr hatten sich 21 Menschen das Leben genommen. Mehrfach wurde die Gruppe für die mangelnde Einhaltung von Menschenrechten bei den Arbeitsbedingungen kritisiert.

Der andere Grund für die Robotisierung der Produktionseinheiten von Foxconn besteht in den Imperativen der Wettbewerbsfähigkeit. In der Tat leidet die Gruppe unter dem Druck der Kunden, die die Preise ihrer elektronischen Geräte immer weiter senken, um sich auf dem extremen umkämpften Markt zu halten. Sie ist auch eine Antwort auf die enorm gestiegenen Löhne in China in den letzten Jahren. Mit den Robotern reduziert Foxconn die Belegschaft und erhöht seine Margen.

Am Beginn der vierten industriellen Revolution sind die Roboter auf dem besten Wege, die Arbeitswelt nachhaltig infragezustellen. Die internationale Unternehmensberatung Roland Berger rechnet damit, dass bis 2025 drei Millionen Arbeitsplätze in Frankreich verschwinden werden. Dieses Phänomen wird gleichermassen die Mittelschicht, die Führungskräfte als auch die freien Berufe treffen. Nach Ansicht der Unternehmensberatung sind womöglich 42% der Arbeitsplätze von der rasant voranschreitenden Digitalisierung betroffen.

Was hier verschwindet, entsteht aber in Form neuer Arbeitsplätze anderswo. Die Herausforderung besteht also darin, diesen zweifellos tiefgreifenden Wandel zu begleiten und Weiterbildung zu ermöglichen. Es sei daran erinnert, dass die künstliche Intelligenz sich nichts selbst ausdenkt. Sie macht nach. Sie ist also nur das Abbild dessen, was wir ihr beibringen wollen. All das Prädiktive, Messbare und Quantifizierbare ist eine menschliche Erfindung. Die KI hält also nur uns selbst den Spiegel vor. Geben wir acht, sie nicht fälschlicherweise zum Sündenbock zu machen, wenn die Technik durchdreht. Stattdessen sollten wir uns lieber selbst infragestellen.

Redaktion – Mehdi Atmani – Flypaper Media _ Illustration – Jérôme Viguet – Cartoonbase SÀRL

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch “Ein Einblick in 20 Jahre Innovation”. Softcom ist 20 Jahre alt geworden und hat sich mit den Herausforderungen der Digitalisierung auseinandergesetzt, wie sie in den letzten Jahren erlebt wurde. Es ist aber vor allem auch eine zukunftsorientierte Auseinandersetzung, in der nicht nur die Chancen, sondern auch die Grenzen und Risiken thematisiert werden.

Dieses einmalige Buch würden wir Ihnen sehr gerne schenken.